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Für mich war es schon von Anfang an klar, dass ich Ellert - wie meine beiden Töchter ja auch - selbstverständlich und lange stillen würde. Er müsste eben nur ein wenig wachsen und Kraft zum Saugen bekommen . Muttermilch ist in meinen Augen das einzig Wahre für Babys, natürlich, gesund, praktisch, billig, überall dabei... kein Fläschchen kochen oder sterilisieren, warum der Industrie Geld in den Rachen werfen, wenn´s was viel Besseres gratis gibt, appetitlich verpackt, schön warm und immer dabei ??? Stillkinder sind selbstbewusster, intelligenter, viel gesünder, leiden weniger an Allergien und Infekten, alles gute Gründe, die für´s Stillen sprechen. Um es gleich vorweg zu nehmen, mein lieber Sohn machte mir da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung !!! Gleich nach der Entbindung wurde ich noch auf der Wachstation gefragt, ob ich denn stillen wolle, "na klar" war meine Antwort, wie konnten die nur fragen? Sehr begeistert waren sie nicht von der Idee und auch ich hatte den Gedanken im Kopf, was denn wäre, wenn Ellert nun sterben würde und ich säße da, mit Brüsten voll Milch...... Aber an so etwas denkt man nicht, redete ich mir ein und verlangte irgendwann nach einer Milchpumpe. Einmal, zweimal , dreimal, endlich brachte mir eine Schwester einen uralten Kasten, ich überlegte mir, wer da wohl älter wäre, die Pumpe oder ich. Mir wurden die technischen Einzelheiten erklärt und weg war die Schwester. Ich hatte noch nie eine elektrische Pumpe gesehen und fand die drei Tröpfchen Milch die da kamen etwas deprimierend, das konnte ich ja schlecht abliefern ! Nun wollte ich alle 2 - 3 Stunden die Pumpe haben, aber die Schwestern fanden dies übertrieben , auch nachts bräuchte ich nicht abpumpen. Nun, alles was ich gelesen hatte war, je öfter, desto besser, aber unterstützt wurde ich nicht bei meinem Vorhaben. ich musste regelrecht um die Pumpe betteln. Die Station war leer und Zeit hatte dennoch keiner. Der Erfolg meiner Abpumpversuche war auch nicht gerade berauschend, vielleicht 20 ml und ich machte mir ernstlich Sorgen, wie das mehr werden sollte. Ich pumpte und pumpte, aber es wurde eher weniger. Mein Mann brachte mir Milchbildungstee und -Öl, aber irgendwie schien es das Schicksal nicht gut mit mir zu meinen. Einen richtigem Milcheinschuss hatte ich nicht . Der ganze Stress und die Sorgen um unseren kleinen schienen ihr Tribut zu zollen, außerdem empfand ich es als eine Zumutung, dass man mich zum Abpumpen ins Babyzimmer der Station verfrachtete, neben den anderen glücklichen Mamas , die neben mir ihre Babys stillten. Immer wenn ich mich auf den Weg zur FIPS machte trug ich meine Milchflaschen mit mir, jede nur mit einer Bodendecke gefüllt, fast schämte ich mich wegen der Minimenge, fragte, ob ich es denn nicht zusammenschütten dürfte. Dort fiel ich aber gar nicht damit auf und merkte mit der Zeit, dass solche Mengen normal waren. Nach der Entlassung hantierte ich zu Hause fleißig weiter mit der elektrischen Milchpumpe, alle 3 Stunden einige Milliliter, irgendwann würde Ellert schon an die Brust gehen, das lag aber noch in weiter Ferne, denn er war immer noch intubiert, hatte des öfteren Nahrungskarenz wegen des Darms... Die Natur hatte es wohl so eingerichtet, dass ein saugendes Baby weit mehr Milch aus der Brust bekam als diese blöde Milchpumpe. Aber es half ja nichts, Durchhalten war angesagt, denn viel mehr außer Ellert besuchen und ihm Milch bringen konnte ich am Anfang leider nicht für ihn tun, bis zum ersten Känguruhen sollte es auch noch eine Weile dauern. Aber eigenartig, immer wenn ich so meinen Prinz in seinem Inku betrachtete floss mir die Milch davon .... Ich war mir ganz sicher, würde er erst mal trinken, käme die Milch wieder in Mengen, die satt machen, dass kannte ich von meinen Mädchen. Milchmenge hat mit der Brustgröße nichts zu tun, Stillen ist Kopfsache, also nur nicht verunsichern lassen !!!! Das, was Ellert nicht zu trinken bekam( konnte man ja hochrechnen) , lies ich gleich zu Hause und fror die Milch ein, dazu schüttete ich sie aber zusammen. Eingefrorene Milch hält sich bis zu einem Jahr in der Tiefkühltruhe , später würde ich vielleicht noch mal froh darüber sein und dies stimmte. Beim Abpumpen hatte ich lange Zeit Probleme, dass der Milchflussreflex nicht kam, in der Zeit, in der ich abgepumpt habe, hatte ich einen Großverbrauch an Oxytocin-Nasenspray, mindestens eine Flasche pro Woche über 18 Monate, da hätten sie mich gleich als Versuchskarnickel einer Pharmafirma nehmen können, das hat sicher noch keiner geschafft. Wenn ich schon den Waschzettel durchgelesen hatte... Aber ohne kam halt nicht viel. Nach einigen Wochen kamen pro Tag zusammengerechnet so ca. 500 ml zusammen, nicht viel im Vergleich mit anderen Müttern, aber so viel bekam er ja auch nicht zu trinken bzw. sondiert. Ich wartete gespannt auf den Tag, an dem ich ihn das erste Mal anlegen durfte, damals war er ca. 10 Wochen alt. Da begann dann die Zeit der Ernüchterung, er schnullte zwar an der Brust, aber er trank nicht, wusste nicht, wie saugen. Wir versuchten es mit Stillhütchen, ich untersagte das Füttern mit der Flasche, damit er ja nicht saugverwirrt werden sollte, aber leider half es nichts. Auch mit Nasenspray, dass die Milch von alleine floss und er gar nicht erst ansaugen musste, mehr als 5 ml bekam er auch nach Wochen nicht heraus. Es war ziemlich frustrierend, wenn er an der Brust seine 5 ml saugte, schlief er ein und trank dann keine Flasche mehr, was er gemäß Klinik ja schon lange können sollte, er bekam dann alles sondiert. Wenn ich weg war bekam er heimlich von denSchwestern die Flasche, das arme Kind ... Irgendwann sah ich dann ein, dass er Flasche trinken lernen musste und versuchte es mit dem Avent-System, bei dem die Sauger der Form der Brustwarze relativ ähnlich ist, brachte dazu ganze Sets mit in die Klinik zum Füttern, leider benutzte die nicht jede Schwester, so ein Aufwand, die passte nicht in den Klinikwärmer. Ein ständiges Hin und Her, ständig alle 3 Stunden abpumpen, denn wenn ich schlamperte wurde die Milch recht schnell weniger. Malzbier und Milchbildungstee, was habe ich nicht alles getrunken, Globuli geschluckt, eingeölt... es gibt viele Geschichten um die Steigerung der Milchmenge. In der Zeit haben viele Mamas aufgegeben, denen der Stress einfach zu viel wurde. ich konnte es gut verstehen, denn hätte ich nicht meine beiden Töchter als Erfahrungsvorsprung gehabt, ich hätte die Flinte auch ins Korn geschmissen !!!! Ich hatte Milch, das wusste ich, Ellert würde sicher eines Tages... Als Ellert entlassen wurde war er ein Flaschenkind, er trank einfach nicht aus der Brust, zu Hause versuchte ich dann, ihn hungern zu lassen, ihn anzulegen, wenn die Brust fast überlief. Ich wog schon gar nicht mehr, aber er hatte auf Grund der BPD einfach nicht die Kraft dazu. Es war extrem stressig, jedes mal 30 Minuten abzupumpen , er brauchte danach eine Stunde zum Trinken, der Tag bestand fast nur aus Füttern und Pumpen, auch in der Nacht. Oft verfluchte ich den Wecker, wenn Ellert seelenruhig schlief und ich keine Lust hatte aufzustehen und an meine Pumpe zu gehen - ich war so müde !!! Oft war ich nahe daran aufzugeben, die Menge wurde kaum mehr und vom vielen Malzbier sah ich aus wie ein Hefekloss, aber immer wieder sagte ich mir, einen Monat schaffst Du noch. Mit 9 Monaten wurde Ellert wieder voll sondiert, aber nur mit meiner Muttermilch. Er entwickelte eine massive Essstörung, die uns dazu zwang. Alles in Allem habe ich Ellert 18 Monate mit meiner Milch aufgepäppelt und bin sehr stolz darauf, ihm niemals Babymilch gefüttert zu haben. Auch wenn er sehr viele Infekte in der Anfangszeit hatte, ich bin sicher es wäre ohne noch viel schlimmer gekommen. Er hat bis zum heutigen Tage noch keinerlei Allergien. Heute merkt man deutlich, dass die Infekte immer weniger werden, eigentlich bin ich anfälliger als er... Rückblickend denke ich, dass er die medizinischen Vorteile des Stillens auf alle Fälle bekommen hat, die Abwehrstoffe und die Allergievorsorge, die genau seinen Bedürfnissen angepasste Milch ist gerade bei Frühchen sehr wichtig. Mir fehlt jedoch diese enge Stillbeziehung sehr, die ich bei meinen Mädchen hatte. Sie hätte vieles von der frühen Trennung und den Schuldgefühlen nach einer Frühgeburt wettmachen können. Leider hat es nicht funktioniert. Ellert hatte nicht die Kraft zum Saugen, bedingt durch die extreme Unreife und seiner Lungenprobleme. Wir haben alles versucht doch auch meine langjährige Erfahrung hat nicht geholfen. Er durfte immer nuckeln wenn er wollte, in der Badewanne oder zum Einschlafen wenn er dies mochte, aber dies diente eher zur Beruhigung als zum Sattwerden. Und unterwegs, wenn es mal mit dem Fläschchen nicht so schnell klappte, trank er manchmal auch 20 ml. Viel Ahnung im Umfeld haben wir nicht gefunden, wie man Frühchen am ehesten stillen könnte, gerade bei den extrem unreifen Kindern gab es wohl noch nicht so viel Erfahrung. auch nicht bei den Schwestern in der Klinik, die noch auf Zunehmen und möglichst hohe Trinkmengen festgelegt sind - leider. Hebammen kannten sich dabei auch nicht aus, im Stillbuch suchten wir ebenfalls vergeblich nach Tricks... Es fehlte auch an Motivation bei uns Müttern, die ständigen Rückschläge bei unseren Kindern kosteten viel Kraft und Nerven, Ruhe fanden wir zum Abpumpen selten. Anderen Müttern kann ich nur raten, das Abpumpen nicht aufzugeben, die Milch ist sehr wichtig für ihr Kind. gerade in der Anfangszeit gibt es einem doch das gute Gefühl, etwas zum Überleben und Wohlergehen des Kindes beitragen zu können. Sind die Mengen, die man täglich abgibt, auch noch so gering, es ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Gesundheit des Winzlings. Es ist ein sehr mühsamer Weg aber er lohnt sich. Und vielleicht haben Eure Kinder mehr Glück und Kraft und nach einiger Zeit könnt Ihr ihnen die Brust doch noch schmackhaft machen. Am 10.09.01 kam unsere Neele in der 36. SSW zur Welt, ein Riese im Vergleich zu Ellert und dennoch ein Zwerg wenn man andere Neugeborene betrachtet. Neele wog nach Gewichtsverlust 2400 Gramm und wird seit Geburt dennoch nach Bedarf gestillt. Ich habe sie niemals gewogen was sie pro Mahlzeit zu sich nimmt, zähle nicht sie Stillzeiten. Sie trinkt immer nur eine Seite leer, hat phasenweise jede Stunde Hunger und passt in kein Chema. Wir haben nun ein Familienbett, in dem sie sich sehr wohlfühlt , wo sie ihren Hunger nach Nähe und Mumi stillen kann wann immer sie will. Sie belohnt uns mit glücklichen Augen und nimmt stetig zu, wächst und gedeiht prima und hat mir eines gezeigt: "Vertrau deinem Kind, es weiß genau , was das Beste für es ist !!! " Auch kleine Mengen oft getrunken machen satt, wir hätten Ellert vielleicht viel mehr Chancen geben soll..... Stillbekleidung habe ich nun endlich auch hier entdeckt, nachdem ich für Neeles Taufe für irre viel Geld was aus Amerika bestellt hatte. Allein der Zoll hätte mir hier ein Kleid gereicht.... Nicht nur Stillsweats, auch tolle Still-BHs für größere Größen , Tragetücher und Stillbettchen etc - Interesse ??? |
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